Skip to content

Allergie – Was ist das?

Bei einer Allergie liegt eine Fehlsteuerung des Immunsystems zugrunde. Während das Immunsystem unseres Körpers normalerweise nur auf gesundheitsschädliche Erreger wie Viren und Bakterien reagiert, wehrt sich das überempfindliche Immunsystem eines Allergikers gegen an sich unbedenkliche Substanzen aus der Natur und Umwelt (z.B. Bestandteile von Pflanzenpollen oder Hausstaubmilben). Sogenannte Allergene können bereits in sehr geringen Mengen allergische Reaktionen hervorrufen. Juckende, tränende, brennende Augen, eine laufende, verstopfte oder juckende Nase, Niesreiz, Atembeschwerden sowie Hautausschlag sind häufige Allergie-Symptome.

Ist es eine allergische Reaktion?

Eine allergische Reaktion zeigt sich nicht gleich beim ersten Kontakt mit dem Allergen. Ein Tränen der Augen beim Pollenallergiker, ein Jucken der Nase beim Hausstaubmilbenallergiker oder heftige Quaddelbildung auf einen Wespenstich bei einem Insektengiftallergiker. Frühestens wenn es zum zweiten Allergen-Kontakt kommt, verspürt der Patient Symptome. Abwehrstoffe, welche letztendlich zur allergischen Reaktion führen, die IgE-Antikörper, werden vom Körper erst nach einem ersten Allergen-Kontakt gebildet. Diesen Immunisierungsprozess nennt man Sensibilisierung.
Kommt ein sensibilisierter Allergie-Patient mit dem bestimmten Allergen erneut in Kontakt, bindet sich die dieses an die IgE-Antikörper und es werden im Körper Entzündungsprozesse, ähnlich einer Infektion ausgelöst. Das dabei freigesetzte Histamin und weitere Botenstoffe greifen die Haut und die Schleimhäute an. Diese Immunreaktion bzw. IgE-Reaktion äußert sich für den Betroffenen z.B. als Schnupfen, in Form tränender, brennender Augen.

Weshalb gibt es immer mehr Allergiker?

In der Schweiz, Deutschland und Österreich hat die Zahl der Allergiker über alle Altersklassen hinweg in den letzten Jahrzehnten rasant zugenommen. Mehr als 20% der schweizer Bevölkerung sind aktuell betroffen – die Tendenz steigend. Die Ursachen hierfür sind noch nicht eindeutig geklärt, denn Allergien entwickeln sich durch ein komplexes Zusammenwirken verschiedener Faktoren. Mitverantwortlich für die starke Zunahme allergischer Erkrankungen, scheinen beispielsweise vermehrte Umweltbelastungen (Schadstoffe in Innenräumen und der Außenluft) und der Klimawandel mit den damit verbundenen Veränderungen der Pflanzen und Blütezeiten (mehr Pollen, höherer Anteil an Pollenallergenen, längere Pollenflugzeiten) zu sein.

Ein moderner Lebensstil beeinflusst unser Immunsystem

Eine weitere mögliche Erklärung liefert unsere veränderte Lebensweise, speziell in Städten. Aufgrund immer besserer Hygieneverhältnisse wird unser Immunsystem zu wenig gefordert (Hygienehypothese). Dies scheint wiederum Fehlsteuerungen, die letztlich zu einem überempfindlichen Immunsystem führen, zu fördern. Diese Annahme bestätigen Untersuchungen, die zeigen, dass das Aufwachsen mit vielen Geschwistern (viele Kinder bedeuten meist mehr Infektionen in der Familie) sowie das Leben auf einem Bauernhof vor Allergien zu schützen scheint.

Gibt es eine Allergie – Veranlagung?

Eine erbliche Veranlagung spielt neben den äußeren Faktoren nachweislich bei der Entstehung einer Allergie eine große Rolle. Leidet ein Elternteil an einer Allergie, liegt das Risiko einer Allergie-Vorbelastung für das Kind bei 20 bis 40%. Sind beide Eltern betroffen, steigt das Risiko auf 40 bis 60%, haben Mutter und Vater die gleiche Allergie, z.B. eine Pollenallergie, sind es sogar bis zu 80%1. Ein konkretes “Allergie-Gen” gibt es jedoch nicht. Bekannt sind etwa 150 Gen-Varianten, die die Bereitschaft für eine bestimmte allergische Reaktion erhöhen.

Etagenwechsel: Allergie kann sich ausweiten

Grundsätzlich gilt: Wird eine Allergie nicht behandelt, können die Entzündungsprozesse im Körper chronisch werden und sich auf weitere Organe ausweiten. Bekanntes Beispiel ist der “Etagenwechsel” vom Heuschnupfen zum allergischen Asthma. Auch ist eine Sensibilisierung auf weitere Allergene möglich (Polysensibilisierung). Eine Ausweitung der Allergie kann in den meisten Fällen durch eine frühzeitige Allergie-Therapie, eine sogenannte Hyposensibilisierung oder spezifische Immuntherapie (SIT), verhindert werden. Aus diesen Gründen sollte eine Allergie so früh wie möglich vom allergologisch-tätigen Facharzt diagnostiziert und behandelt werden.

Allergie behandeln

Die Pollenallergie ist weit verbreitet

Die Pollenallergie, auch als Heuschnupfen bekannt, ist die häufigste Allergieform. Auslöser (Allergene) einer Pollenallergie sind Pflanzenpollen bzw. Blütenstaub in der Luft, genauer gesagt bestimmte Eiweißstoffe in den Pollen. Knapp 15% der erwachsenen Bevölkerung in der Schweiz, Deutschland und Österreich entwickeln im Laufe ihres Lebens eine Allergie gegen Baumpollen, Gräserpollen oder Kräuterpollen2,3,4.
Besonders häufig tritt eine Pollenallergie gegen Frühblüher wie Hasel, Erle und Birke oder gegen Gräser wie Wiesenlieschgras und Roggen und gegen Kräuter aus der Familie der Korbblütler (gewöhnlicher Beifuß, Ambrosia) auf. Gerade die Ambrosia-Pflanze, auch Ragweed oder Traubenkraut genannt, verbreitet sich in Europa rasant. Ambrosia hat eine späte Blütezeit, bis in den Herbst hinein, mit besonders aggressiven Pollen, weswegen die Allergien gegen Ambrosia zunehmen und sich die allergischen Beschwerden bei immer mehr Heuschnupfen-Patienten über Wochen hinziehen.

Ist es Heuschnupfen?

Typische Symptome einer Pollenallergie sind gerötete Augen, Niesanfälle und Schnupfen (allergische Rhinitis). Die Betroffenen verspüren meist einen Juckreiz an Augen und Nase. Entzündungsbedingt ist die Nasenschleimhaut angeschwollen, weswegen eine verstopfte Nase ebenfalls zum Beschwerdebild eines Pollenallergikers gehört.
Abhängig von der Blütezeit (Pollensaison) des jeweiligen Pflanzenallergens und der Ausprägung der Allergie, leiden Pollenallergiker unterschiedlich stark. Viele Heuschnupfen-Patienten fühlen sich während der Pollensaison müde und können sich nicht richtig konzentrieren. Hinzu kommen bei einigen Pollenallergikern allergische Reaktionen auf bestimmte Lebensmittel, da diese ähnliche Eiweißstoffe enthalten wie die Pflanzenpollen (Kreuzallergien).

Ausweitung der Pollenallergie stoppen

Freiverkäufliche Antiallergie-Medikamente aus der Apotheke, sogenannte Antihistaminika, bringen lediglich vorübergehend Linderung gegen die akuten Heuschnupfen-Symptome. Langfristig hilft Pollenallergikern nur eine spezifische Immuntherapie (SIT)⁵ , in der Regel über drei bis fünf Jahre. Sie reduziert die allergischen Beschwerden deutlich und beugt einer Ausweitung der Allergie, einem Etagenwechsel hin zum allergischen Asthma und einer Sensibilisierung auf weitere Allergene, vor.

Tipps

• Abends duschen und Haare waschen
• Regelmäßig die Wohnung feucht wischen
• Täglich kurz stoßlüften, wenn die Pollenbelastung am niedrigsten ist (in ländlichen Gebieten abends, in städtischen Gebieten in den frühen Morgenstunden oder wenn es regnet)
• Wäsche nicht im Freien trocknen
• Schuhe und Jacke/Mantel im Eingangsbereich lassen und Kleidung nicht im Schlafzimmer ausziehen
• Pollenfilter für Autos nutzen
• Urlaub am Meer, im Hochgebirge oder in Regionen, in denen die Allergenpflanzen gerade nicht blühen

Nahrungsmittel können bei Allergikern Kreuzreaktionen auslösen⁸

Wenn speziell Pollenallergiker einige Nahrungsmittel nicht mehr, oder zeitweise nicht gut vertragen, kann eine Kreuzallergie bzw. Kreuzreaktion die Ursache sein. Bei einer Kreuzallergie reagiert der Allergie-Patient auf Eiweißstoffe (Proteine) in bestimmten Lebensmitteln mit allergischen Symptomen, weil die Proteine seinem „Hauptallergen“ (z.B. Birkenpollen, Kräuterpollen, Gräserpollen, Milbenallergene) strukturell sehr ähnlich sind.
Bei einer leichten Kreuzreaktion verspürt der Patient, z.B. ein Birkenpollenallergiker nach einigen Apfel-Bissen, lediglich ein Kribbeln und Jucken im Mundbereich, manchmal schwellen die Lippen an. Der Arzt spricht hier von einem “oralen Allergiesyndrom”. Es können aber auch kurz nach dem Verzehr der “kreuzreagierenden” Nahrungsmittel allergische Symptome an Auge, Nase, unteren Atemwegen oder im Magen-Darm-Trakt auftreten.
Generell ist zu beachten, dass Kreuzallergien auftreten können, aber nicht müssen. Die meisten Pollenallergiker haben keine assoziierten Nahrungsmittelunverträglichkeiten.

Bei Allergie-Verdacht zeitnah zum Speziallisten

Nicht jede laufende Nase ist gleich ein Zeichen einer Allergie. Wenn die Symptome aber bestimmten Mustern folgen und zum Beispiel immer im Frühjahr oder als morgendlicher Dauerschnupfen auftreten, kommt eine Allergie als Ursache in Frage. Zur genauen Beobachtung Ihrer Beschwerden empfiehlt sich das Führen eines Allergie-Tagebuchs: Darin tragen Sie täglich Ihre Symptome und begleitende Umstände ein. Solche Umstände können die zusätzliche Pollenbelastung durch einen Waldspaziergang, aber auch der Besuch in einem Katzen-Haushalt sein. Wenn Sie einen Verdacht auf eine Allergie haben, sollten Sie die Beschwerden bald ärztlich abklären lassen, damit die Allergie frühzeitig behandelt wird und damit einer Verschlimmerung vorgebeugt werden kann.
Für die Abklärung einer Allergie ist es wichtig, eine Fachärztin bzw. einen Facharzt zu finden, die/der sich mit Allergien auskennt. Ein Allergologe kann den Allergie-Auslöser meist exakt bestimmen und Sie hinsichtlich einer effektiven Allergietherapie (spezifische Immuntherapie) beraten, welche die allergischen Beschwerden dauerhaft verbessern und eine Ausweitung der Allergie verhindern kann.

Die Basis der Diagnosestellung

Die Anamnese, also die Befragung des Patienten durch den Arzt zu seiner medizinischen Vorgeschichte, steht zu Beginn der Allergie-Diagnostik an erster Stelle. Dazu gehören u.a. Auskünfte über chronische Erkrankungen, Unverträglichkeiten, Medikamenteneinnahmen, außergewöhnliche Belastungen sowie allergische Erkrankungen in der Familie.
So kann der Facharzt die folgenden Untersuchungsergebnisse im Zusammenhang mit der beschriebenen Symptomatik besser einordnen. Ein mitgebrachtes Allergie-Tagebuch mit einer Verlaufsbeobachtung der Beschwerden ist ebenfalls hilfreich.

Pricktest – der Hauttest Nr. 1 in der Allergie-Diagnostik

Neben der Anamnese sind Allergietestungen an der Haut ein wichtiger Bestandteil der Allergie-Diagnostik. Die Hauttests sind i.d.R. wenig belastend und die Ergebnisse liegen bei den meisten Verfahren innerhalb kurzer Zeit vor. Am häufigsten wird in der Praxis der Pricktest eingesetzt. Der Pricktest wird bei Verdacht auf eine Allergie vom Soforttyp (z.B. Pollenallergie, Hausstaubmilbenallergie, Tierhaarallergie, Schimmelpilzallergie) mit standardisierten Testallergenen durchgeführt.
Beim Pricktest wird auf der Innenseite des gestreckten Unterarms ein Nummern-Raster aufgezeichnet oder aufgeklebt und bei jeder Ziffer je ein Tropfen der verschiedenen Allergen-Testlösungen aufgetragen. Anschließend wird die Haut durch jeden Tropfen hindurch mit einer sterilen kleinen Lanzette oder Nadel oberflächlich geritzt. Bei einer posi¬tiven Reaktion auf ein (oder mehrere) Testallergen(e) rötet sich die Haut nach wenigen Minuten an der jeweiligen Stelle. Es bildet sich eine juckende Quaddel.
Quaddelbildung und Juckreiz zeigen, dass der Patient auf das jeweilige Testallergen sensibilisiert ist. Doch nicht auf jede Sensibilisierung reagiert der Körper mit Allergie-Beschwerden. Deswegen spricht der Facharzt erst beim Auftreten von entsprechenden Symptomen kombiniert mit dem Testergebnis von einer Allergie.
Zur Test-Kontrolle werden beim Pricktest auch immer eine Histamin-Lösung und eine allergenfreie Lösung aufgetragen. Bei der allergenfreien Lösung darf keine Reaktion auftreten, bei der Histamin-Lösung muss eine Quaddel erscheinen. Man nennt dies Negativ- und Positivkontrolle.

Der Hautpricktest; ein Routine – Testverfahren in der Allergologie

Quellen:

  1. Interessensgemeinschaft Allergenvermeidung (IGAV), Österreichischen Gesellschaft für Allergologie und Immunologie (ÖGAI): http://alt.allergenvermeidung.org/picture/upload/IGAV-Allergien-bei-Kindern-und-Jugendlichen_300dpi.pdf
  2. Positionspapier der Kommission Umweltmedizin am Robert Koch-Institut „Aktueller Stand zur Verbreitung von Allergien in Deutschland“, Karl-Christian Bergmann, Joachim Heinrich, Hildegard Niemann, Allergo J Int 2016; 25: 6-10
  3. „Häufigkeit allergischer Erkrankungen in Deutschland“, U. Langen, R. Schmitz, H. Steppuhn, Springer Verlag, Bundesgesundheitsblatt 2013, 56:698–706, DOI 10.1007/s00103-012-1652-7
  4. „Pollen und Allergie – Pollenallergie erkennen und lindern“, Katharina Bastl, Uwe-E. Berger, MANZ Verlag Wien, 2015
  5. Weltgesundheitsorganisation (WHO); The Journal of Allergy and Clinical Immunology
    www.who.int/respiratory/publications/allergy_prevention/en/
    www.jacionline.org/article/S0091-6749(98)70271-4/fulltext
  6. http://www.pollenstiftung.de (Stiftung Dt. Polleninformationsdienst)
  7. https://www.pollenwarndienst.at (Service der Medizinischen Universität Wien)
  8. Nahrungsmittelallergie infolge Kreuzreaktivitäten mit Inhalationsallergenen, Allergo J Int 2014;23: 16-31 (061-019); www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/061-019.html
An den Anfang scrollen